NAS oder Cloud – Wann ist was besser?
Cloud und NAS leisten zu großen Teilen ein und dasselbe. Aber welche Lösung ist die beste für welchen Zweck? Wir erklären Ihnen, welche Lösung sich besser in Bezug auf Sicherheit, Wartung, Datensicherung und Zugriff eignet.
Bevor man entscheidet, ob die Cloud oder ein Network Attached Storage (NAS) besser ist, sollte man erst mal klären, was Cloud und NAS überhaupt sind. Bei Cloud denken viel zunächst an Dropbox, OneDrive oder Google Drive, bei NAS an Netzwerkfestplatten. Aber beide sind viel mehr als nur einfache Ablageplätze für Dateien.
Cloud heißt im Grunde nur, dass ein Dienst nicht auf Ihrem heimischen Computer läuft, sondern auf irgendwelchen über das Internet erreichbaren Rechnern. Das Speichern von Dateien ist da sicherlich die populärste Aufgabe. Doch auch Termine über Doodle zu vereinbaren, Büroaufgaben online mit Google Docs erledigen oder das Streamen der persönlichen Musiksammlung werden allesamt in der Cloud erledigt.
Mit Cloud werden vor allem Online-Speicher- und -Sync-Lösungen wie ownCloud gemeint.
Auch wenn NAS gemeinhin für Network Attached Storage steht, wäre Network Attached Server heute meist die bessere Bezeichnung. Die ersten NAS waren wirklich reine Netzwerkspeicher, die es ermöglicht haben, zentral im lokalen Netz Daten für alle Rechner/Nutzer vorzuhalten. Heute sind NAS aber eher komplette kleine Rechner, teils sogar mit eigenem Grafikanschluss. Ein QNAP-NAS mit HDMI-Anschluss kann man zum Beispiel tatsächlich als ganz normalen Desktop-Computer benutzen. Aber auch auf kleineren Geräten finden sich in der Regel Dinge wie Webserver, Medienserver, E-Mail, Backup-Lösungen und so weiter.
Beide Systeme können etwas leisten, was das jeweils andere nicht kann: Ein NAS als Ihr eigener, richtiger Computer kann genutzt und konfiguriert werden, wie Sie wollen – beim Einsatz gibt es im Grunde kaum Beschränkungen, zumal bessere Geräte auch ganz normale Linux-Distributionen zur Verfügung stellen können. Zwar gibt es bei Clouds das so genannte Platform as a Service (PaaS), also komplette Rechner, die Sie über das Internet wie ein NAS oder sonst einen Rechner im LAN nutzen können. Jedoch ist das für den Privatgebrauch völlig uninteressant, hier spielt eigentlich nur Software as a Service (SaaS) eine Rolle, also Angebote wie OneDrive. Die Cloud kann Ihnen im Gegensatz zum NAS aber jede Menge an Rechenleistung spendieren. Beispielsweise gibt es Services, die rechenintensive Aufgaben wie das Berechnen von 3D-Filmen oder das Konvertieren großer Mengen von Medien übernehmen. Sie könnten zum Beispiel bei Amazon Web Services „einfach“ 200 CPU-Kerne und 1 Terabyte Arbeitsspeicher mieten – das ist garantiert schneller als Ihr PC.
Mit Cloud werden vor allem Online-Speicher- und -Sync-Lösungen wie ownCloud gemeint.
Spannender ist aber die Frage, welches System bei den Aufgaben besser abschneidet, die beide beherrschen. Die wichtigsten Aufgaben dürften wohl sein: Dateien sichern, Dateien teilen und Medien streamen.
Sicherheit, Wartung und Zugriff
Ganz allgemein gibt es drei große Unterschiede im alltäglichen Umgang mit Cloud und NAS: Sicherheit, Wartung und Zugriff. Der Punkt Wartung ist im Grunde schnell abgehandelt. Bei NAS müssen Sie sich selbst darum kümmern, dass Apps und System immer auf dem neuesten Stand sind. Sie müssen Dienste zum Streamen, Teilen und Speichern manuell einrichten, sich um Malware kümmern, um Fehler und so weiter. Bei einem Cloud-Dienst wie OneDrive müssen Sie nach der initialen Einrichtung im Grunde gar nichts mehr tun – außer den Online-Speicher zu nutzen.
Beim Thema Sicherheit geht es ähnlich, aber etwas differenzierter zu. In der Cloud kümmert sich der Anbieter um die Sicherheit – und tendenziell hat dieser mehr Ahnung davon als Sie. Allerdings müssen Sie dem Dienstleister mehr oder weniger vertrauen. Zudem sind populäre Cloud-Services natürlich ein beliebtes Ziel für Hacker, Ihr NAS eher nicht. Ein NAS lässt sich durchaus sehr gut absichern, aber eben nur, wenn Sie versiert in IT-Security und möglichst Datenschutz sind. Was speichern, teilen und streamen von Dateien angeht, dürften Cloud-Dienste für Nicht-Security-Spezialisten die sicherere Wahl sein. Und wenn Sie dabei auf Verschlüsselung setzen, kann selbst der Cloud-Anbieter nicht auf Ihre Daten zugreifen.
Wartung und Sicherheit dürften für die meisten Anwender aber kaum der größte Punkt sein – sondern der Zugriff. Und damit Komfort und Zuverlässigkeit. Der Zugriff aus dem Heimnetz ist freilich kein Problem, der Zugriff aus dem Netz hingegen schon. Das Grundproblem: Daheim haben Sie eine dynamische IP-Adresse, sprich Ihr Provider teilt Ihnen bei der Verbindung ins Internet eine IP zu. Bei modernen Breitbandanschlüssen bleibt diese zwar häufig über Monate gleich, aber zuverlässig ist auch das nicht. Um über das Internet auf Ihr NAS zuzugreifen, benötigen Sie einen Dynamic DNS Service (DDNS): Sie legen bei einem Anbieter eine Adresse für das NAS an (etwa mein-nas.ddns-anbieter.com) und auf dem NAS läuft ein Programm, das dem DDNS-Anbieter immer die aktuell zugewiesene IP-Adresse mitteilt. So verweist dann „mein-nas.ddns-anbieter.com“ immer auf Ihr jeweilige IP. Viele NAS-Hersteller betreiben eigene DDNS-Dienste, die sich entsprechend einfach einrichten lassen. Aber letztlich bauen Sie sich damit einen Tunnel in Ihr Heimnetz – und sollten daher auch in dieser Variante etwas Ahnung von IT-Sicherheit haben. DDNS funktioniert im Grunde hervorragend, aber die Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass es doch immer wieder mal zu unterschiedlichsten Problemen kommt.
Übrigens: Sobald Sie auf Ihr NAS von außen per DDNS zugreifen können, dient Ihnen das Gerät als so genannte Private Cloud – die Grenze zwischen NAS und Cloud ist in der Praxis nämlich flüssig.
Greift man über das Internet auf das heimisch NAS zu, hat man eine Private Cloud.
Dateien sichern
Die Hautpaufgabe dürfte für viele Nutzer das Speichern von Dateien sein, seien es wichtige Backups von Office-Dateien, riesige Fotoberge vom Smartphone oder ganze Systemabbilder. NAS und Cloud können hier weitgehend das gleiche leisten, aber mit feinen Unterschieden. Die Nutzung von Cloud-Speichern wie OneDrive ist zweifellos eine Spur einfacher, da lediglich Client-Apps auf Computer und Smartphone eingerichtet werden müssen. Auf dem NAS könnte man zum Beispiel die OneDrive-Alternative ownCloud nutzen: Ist der ownCloud-Server auf dem NAS einmal eingerichtet, was auch jeder Laie schafft, lässt sich das kostenlose Tool genauso nutzen wie OneDrive. Aber natürlich nur, wenn DDNS läuft.
NAS auf der anderen Seite sind innerhalb des Heimnetzwerks deutlich schneller. Beim Download von Dateien über das Internet sind sie wiederum deutlich langsamer, weil die Download-Rate dann natürlich Ihrer heimischen Upload-Rate entspricht. Und die ist meist mickrig. Dafür ist der Speicherplatz auf dem NAS deutlich günstiger als angemieteter OneDrive-Speicher.
Tendenziell ist die Cloud als reiner Backup-Speicher besser geeignet: Es ist ein wenig einfacher, der kostenlose Speicher wird meist genügen (außer für Medien vielleicht) und die Daten sind auch vor physischer Zerstörung durch zum Beispiel einen Brand geschützt.
Als reine Backup-Speicher sind ownCloud, OneDrive & Co. unschlagbar.
Medien streamen
Beim Streaming ist die Frage eigentlich recht simpel zu beantworten: Wenn Sie eine große Mediensammlung haben, sollte sie im Heimnetz liegen. Das ist günstiger und da sie meist daheim genutzt werden dürfte, ist der Zugriff zudem deutlich schneller. Mit eingerichtetem DDNS ist es zudem kein Problem, Filme, Serien und Musik vom NAS auf das Smartphone zu streamen – dafür genügt die Upload-Rate bei Breitbandanschlüssen in der Regel aus. Und je nach Datenschutzvereinbarung kann es zudem sein, dass Sie derlei Material überhaupt nicht auf die Server des Cloud-Anbieters spielen dürfen.
Dateien teilen
Beim Teilen von Dateien kommt es ein wenig auf die Art der Dateien an. Wenn Sie Ihre Medien mit Freunden teilen wollen, wäre eigentlich die Cloud der bessere Ansatz, da ansonsten extrem schlechte Download-Raten auf Ihre Freunde warten. Andererseits sind Medien in der Cloud wie eben beschrieben nicht ganz unproblematisch. Tendenziell ist das NAS hier besser geeignet.
Meist geht es aber eher um Office-Dateien oder ein paar Bilder, nicht um zig Terabyte an Medien. Auch hier gilt wieder, dass populäre Cloud-Dienste ein wenig einfacher sind, insbesondere, wenn man tatsächlich einen gemeinsamen Speicher betreiben will, auf den jeder Zugriff hat. Wenn es lediglich darum geht, ab und an ein paar Dateien per Download-Link zu verteilen, ist das NAS genauso gut geeignet.
Kurzum: Cloud vs. NAS läuft schnell auf eine andere Frage hinaus: Saas-Cloud-Dienste wie OneDrive oder das NAS als PaaS-Private-Cloud? SaaS direkt aus der Cloud ist einfach, aber nur eingeschränkt kostenlos und verlangt Vertrauen gegenüber dem Anbieter. Die NAS-Private-Cloud verlangt mehr Aufwand für Einrichtung und Wartung, verursacht definitiv (geringe) Kosten (Strom, Festplatten) und bietet von außen miese Download-Raten – ist dafür aber deutlich leistungsfähiger und Sicherheit und Datenschutz liegen komplett in Ihren Händen!
Cloud-Dienste auf dem NAS – beide Welten verschmelzen immer mehr.